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Westfalenblatt vom 05.03.2015

Präsentation der Biomasse-Plastifiziereinheit

Entgasungszone der 11-Zonen-Biomassen-Schnecke

Armaturenbretter aus Laub
(Foto und Bericht von Heike Pabst, VZ)
Entwicklung der Uffelner Maschinenbaufirma Ganzelewski verwandelt Biomasse in Kunststoffteile


Vlotho (VZ). Was da auf den Zinken des Hubwagens liegt, ist eine »kleine Welturaufführung«, sagt Geschäftsführer Ralf Ganzelewski stolz. Die Geräte, die die Maschinenbaufirma aus Uffeln hergestellt hat, können aus Biomasse geschmolzenen Kunststoff herstellen – und so helfen, in Zeiten knapper werdenden Ressourcen Erdöl zu sparen.

In jedem herkömmlichen Armaturenbrett, in Stoßstangen und anderen Kunststoffteilen steckt Erdöl. Dessen Vorkommen geht aber bekanntermaßen zur Neige. Darum experimentieren Wissenschaftler seit Jahren mit alternativen nachwachsenden Rohstoffen, die für die Industrie nutzbar gemacht werden sollen. Einer von ihnen ist der Chemiker Manfred Schäfer aus Wetzlar, der Vorstandsmitglied des Vereins »BioEconomyCluster« aus Halle an der Saale ist. Er hat Rezepturen für Granulate entwickelt, die »aus allem bestehen, was Sie draußen so finden: Stroh, Olivenöl, Hafer, Buchenrinde, Holz, Löwenzahn...«. Aus diesen Granulaten sollten unterschiedliche Kunststoffteile etwa für die Autoindustrie hergestellt werden können. Mit dieser Idee wandte sich Schäfer an die Ganzelewski Maschinenbau GmbH, die ihm seit Jahren gut bekannt war. »So etwas kann nicht jede Firma herstellen«, sagt Schäfer. In den vergangenen sechs Monaten tüftelte das Uffelner Team an der Realisation von Schäfers Idee. Gebraucht wurde eine Technologie, mit deren Hilfe aus dem Granulat ein flüssiger Kunststoff zur Weiterverarbeitung in Spritzgießmaschinen werden konnte. Nun präsentierte Konstrukteur Jens Richtscheid den Prototyp: eine speziell für Biomasse geeignete Schnecke mit 80 Millimetern Durchmesser und einen Zylinder. »Die Schnecke transportiert und verarbeitet das Granulat im Zylinder, wo es gleichzeitig erhitzt wird«, erläutert Ralf Ganzelewski. Der Zylinder besteht aus mehreren Werkzeugstählen und hat zwei Stopfen aus durchlässigem Stahl. »An diesen Stellen kann das Gas aus der Biomasse entweichen«, erklärt Ralf Ganzelewski. Vermengt mit einem vergleichsweise kleinen Anteil von Polypropylen als Trägerelement, entsteht aus dem Bio-Granulat so eine verarbeitbare Masse. »Das Material hat eine sehr hohe Reinheit und die daraus entstehenden Produkte sind von hoher Qualität«, zeigt sich Manfred Schäfer äußerst zufrieden. Könnten künftig also tatsächlich immer mehr Armaturenbretter aus Haferflocken, Buchenlaub und Olivenöl mit nur wenig beigemischtem Plastik bestehen? »Ja«, bestätigt Ganzelewskis technischer Betriebsleiter Torsten Kunze. »Die physikalischen Eigenschaften der Produkte entsprechen den Anforderungen der Hersteller etwa aus der Autoindustrie. Sie sind genauso haltbar, sparen aber Erdöl und sind recycelbar.« Der Prototyp wird Uffeln bald verlassen. »Wir stehen kurz vor der Auslieferung an einen deutschen Konzern in China«, sagt Ralf Ganzelewski. Dort sollen Zylinder und Schnecke auf einer neuen Spritzgießmaschine in Betrieb genommen werden. Kunze: »Wir rechnen dabei nicht mit Problemen. Vielleicht muss noch das eine oder andere eingestellt werden.« Im Prinzip ist das Herstellungsverfahren für die neue Technologie serienfähig. Die Ganzelewski GmbH könnte Schnecken- und Zylinder-Kombinationen für Biomasse-Rezepturen in unterschiedlichsten Größen herstellen. »Wir sind davon überzeugt, dass Biokunststoffe immer mehr im Kommen sind. Wenn wir im Bereich der Produktion da eine Vorreiterrolle einnehmen, könnte uns das durchaus einen weiteren Markt erschließen«, sagt Torsten Kunze. Über eine Anmeldung zum Patent denken die Entwickler zwar nach, doch das sei sehr teuer, so Kunze, »und man kann immer nur exakt eine Variante schützen lassen.« In diesen Zylinder wird die Schnecke später eingesetzt. Darin wird das Biogranulat aufbereitet, damit es geschmolzen in Spritzgießformen gegossen werden kann. Die Schnecke hat elf Misch- und Verarbeitungszonen. Im Bereich der Zacken wird die Biomasse »entgast«.

Westfalenblatt vom 26.09.2014

Anspruchsvolle Materie (Foto: Heike Pabst)

Christian Dahm (Zweiter von links) lässt sich von Cad-Cam-Programmierer Viktor Klassen (rechts) das Fünf-Achsen-Bearbeitungszentrum erklären. Über das Interesse des Landtagsabgeordneten freuen sich auch (von links) Bringfried Ganzelewski, Ina Thomas (Assistentin der Geschäftsführung), Geschäftsführer Ralf Ganzelewski und der technische Betriebsleiter Torsten Kunze.

Besuch des Landtagsabgeordneten Christian Dahm

Fachkräfte selbst ausgebildet
Landtagsabgeordneter Christian Dahm besucht Firma Ganzelewski

Vlotho-Uffeln(VZ). Einen Blick in die Produktionshalle des
Maschinenbauunternehmens Ganzelewski in Uffeln hat Landtagsabgeordneter
Christian Dahm geworfen. »Die enorme Präzision, mit der hier gearbeitet
wird, ist sehr beeindruckend«, so Dahm.

Von Heike Pabst
Was bewegt mittelständische Unternehmer? Mit welchen Herausforderungen sind sie
konfrontiert? Antworten auf Fragen wie diese sucht der Vlothoer Ratsherr und
Landtagsabgeordnete Christian Dahm (SPD) bei seinen regelmäßigen Firmenbesuchen im Kreis
Herford, um zwischen Wirtschaft und Politik für einen besseren Austausch zu sorgen.
Bereits vor fünf Jahren hat er die Ganzelewski Maschinenbau GmbH auf dem Buhn zum ersten
Mal besucht. Auf Einladung von Geschäftsführer Ralf Ganzelewski kam er nun erneut in den
Betrieb. Und stellte fest: »Meine These, dass Firmen, die ausbilden, auch keinen
Fachkräftemangel haben, wird hier bestätigt.«
Die Ganzelewski GmbH beschäftigt ständig zwei Auszubildende. Die Firma, die seit 1976
Schnecken, Zylinder und Zubehör für die Kunststoffverarbeitung herstellt, habe eine starke
wirtschaftliche Position in ihrem Segment, gute Verbindungen zu den Schulen und auch schon
Azubis über das »Speed Dating« der IHK gefunden, erfährt Dahm.
Allerdings beklagen die Geschäftsführer Ralf und Bringfried Ganzelewski und der technische
Betriebsleiter Torsten Kunze noch immer das Niveau manchen Bewerbers: »Wer eine 2 in Mathe
mitbringt, muss noch lange kein mathematisches Denken haben«, sagt Torsten Kunze. »Ohne ein
gewisses Verständnis für den Zahlenraum kann ich aber auch keinen technischen Beruf erlernen.«
Dahm begrüßte, dass die Firma daher eher auf die individuelle Eignung eines Bewerbers und
weniger auf Schulnoten achtet.
Dahm informierte sich über die Ausbildungswege etwa zum Zerspanungstechniker, ließ sich die
Reparatur einer Schnecke erklären und sprach mit den Geschäftsführern über die
Wettbewerbssituation der Firma.